Theaterkunst Talk

Suzanne Cave

Die irische Kostümbildnerin Suzanne Cave hat sich mit dem Kostümbild für die Netflix-Serie „Eric“ ins New York der 80er Jahre begeben und dabei auch auf Kostüme aus unserem Fundus vertraut. Für ihre Arbeit an „A Very English Scandal“ wurde sie 2019 in der Kategorie „Bestes Kostümbild“ mit dem BAFTA Television Craft Award ausgezeichnet. Für „The Hour“ war sie 2012 für OFTA Television Award noninert. 2023 hat sie an einer Folge der Serie “Black Mirror” mitgewirkt.

Wir haben mit ihr über ihren ersten Besuch in der Theaterkunst gesprochen und gefragt, welchen Tipp sie Berufsanfänger*innen mit auf den Weg geben würde.

Copyright: Netflix, BBC – Portrait: Suzanne Cave

Theaterkunst

Suzanne Cave

Wie sind Sie an das Projekt „Eric“ als Kostümbildnerin herangegangen?

Wie bei jedem Projekt habe ich mich zunächst eingehend mit der Bildrecherche über die Zeit und die vorangegangenen Jahrzehnte befasst, die zu unserer Geschichte führen, und dabei auch Filme und Kunst herangezogen. Ich habe eng mit dem Regisseur und dem Art Department zusammengearbeitet, um den Look der Serie zu entwickeln – von der Stimmung und den Farben bis hin zu den Umgebungen, in denen die Figuren leben.

Da Eric hauptsächlich in Budapest gedreht wurde, habe ich die Crew vor Ort zusammengestellt (abgesehen von den Mitgliedern des Kernteams: Costume Supervisor und Key Design Assistants). Dazu gehörten ein großer Arbeitsraum, ein Crowd-Team und eine Abteilung für Patinierung und Färbung. Da auch in New York gedreht wurde, habe ich auch dort ein US-Kostümteam engagiert und geleitet.

Das Netz wurde weit ausgeworfen, was das Mieten und Einkaufen von Vintage-Kostümen angeht, da das Angebot in Ungarn sehr begrenzt war. Ich habe Kostümhäuser und Vintage-Händler aus dem Vereinigten Königreich, den USA, Spanien und (natürlich 😉 ) Deutschland genutzt.

Wir tauchen tief in die 80er Jahre ein. Was ist so einzigartig am Stil dieser Zeit?

Schon bei meinem ersten Gespräch mit dem Regisseur war klar, dass wir nicht den Weg der klischeehaften 1980er Jahre einschlagen würden – viel Haar, breite Schultern -, aber das heißt nicht, dass wir nicht ein wenig eingetaucht sind, wenn es für die Figur/Geschichte erforderlich war. So bekam zum Beispiel der kultige, hässliche Pullover seinen Auftritt. Auch der Nachtclub „The Lux“ war eine wunderbare Gelegenheit, sich in Sachen Outfit auszutoben!

Unsere Show spielt 1985 in New York und beschäftigt sich mit unterschiedlichen Gesellschaftsschichten dieser Zeit. Es war also ein echtes Sammelsurium an Kleidungsstilen: reich und arm, mächtig und machtlos, alt und jung, modisch und alltäglich. Mit anderen Worten: ein Traumjob für einen Kostümbildner.

Bei bestimmten Figuren habe ich mich auf die 70er Jahre bezogen. Cassie zum Beispiel mit Erdtönen, Cord-Coulottes, alten YSL-Blusen und Loewe-Jacken. Und Vincent hatte definitiv einen Hauch von 70er-Jahre-Flair, mit T-Shirts und gemusterten Hemden, die er unter schmal geschnittenen Cordjacken trug, die an seine Glanzzeit im vorangegangenen Jahrzehnt erinnerten.

Sie haben zum ersten Mal mit der Theaterkunst zusammengearbeitet. Was war Ihr erster Eindruck vom Fundus und was sind die Vorteile eines Kostümhauses für Ihre tägliche Arbeit?

Ich war begeistert, die Theaterkunst zu erkunden. Was mir zuerst auffiel, war die Sorgfalt, mit der die Sammlung zusammengestellt wurde. Der Zustand der Stücke, sowohl der Originale als auch der Reproduktionen, ist tadellos und sie wurden eindeutig mit Geschmack und Bedacht ausgewählt. Der Schuhraum war ein besonderes Vergnügen (normalerweise ein ziemlich trauriger Ort in größeren Kostümhäusern, wo Schuhe sterben 😉

Der große Vorteil eines guten Kostümhauses ist die große Auswahl an Kostümen unter einem Dach und die Unterstützung durch ein Team sachkundiger und hilfsbereiter Experten. Es ist auch großartig für die Inspiration und die Freude, etwas zu entdecken, von dem man nicht einmal wusste, dass man es sucht.

Welchen Rat würden Sie Kostümbildnern geben, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Seien Sie neugierig und nehmen Sie alles Visuelle auf. Sie wären überrascht, wie viele Menschen es im Kostümbereich gibt, die keine Filme/Fernsehserien schauen oder in Galerien/Museen gehen.

Seien Sie bereit, für Ihr Budget zu kämpfen. Das gehört zum Job dazu.

Lieben Sie, was Sie tun, sonst werden der hohe Druck und die langen Arbeitszeiten die Hölle auf Erden sein!

Vielen Dank für das Interview!

Es war mir ein Vergnügen. Und ich hoffe, Sie alle bald wiederzusehen 🙂