Theaterkunst Talk

Freya Herrmann

Kostümbildnerin Freya Herrmann hat das Kostümbild der erfolgreichen Serie „Doppelhaushälfte“ entwickelt und umgesetzt.  Auch für die Grimme-Preis nominierte Serie „Schwarze Früchte“ war sie im Bereich Kostüm federführend. Die studierte Kulturwissenschaftlerin kam über verschiedene Stationen beim Film zum Kostümbild und ist geblieben. Seit 2020 spricht sie zudem gemeinsam mit Vera Klocke in ihrem Podcast „Fashion The Gaze“ über die Inszenierungen unserer Gegenwart, abstraktere Gesellschaftsphänomene und unterhaltsame Alltagsbeobachtungen.

Ihr aktuelles Projekt, die ARD-Serie „Marzahn Mon Amour“ nach Katja Oskamps gleichnamigen Roman, ist in der ARD-Mediathek verfügbar und wird ab 21.3.2025 in der ARD ausgestrahlt.

Copyright Portrait: Tini Gröbner //rnrnCopyright Marzahn Mon Amour: ARD Degeto Fim/UFA Fiction GmbH/Oliver Vaccaro //rnrnCopyright Doppelhaushälfte: ZDF / Laura Höner

Theaterkunst

Freya Herrmann

Wie bist du an das Kostümbild für „Marzahn Mon Amour“ herangegangen? Hast du als Vorbereitung Katja Oskamps Roman gelesen oder ist deine Kostümwahl direkt vom Drehbuch inspiriert?

Ich war schon vor der Anfrage Oskamp-Fan, auch weil Geschichten von FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen), die über 40 sind, in den deutschen Medien fehlen. Ich finde auch die szenischen Beschreibungen der Figuren toll, die bei mir sofort Bilder und Kostümideen haben entstehen lassen.

Auf was hast du bei den Kostümen für die drei Hauptdarstellerinnen und der pro Folge wechselnden Protagonist*innen geachtet?

Gemeinsam mit Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim und den Co-Szenenbildnerin:innen Theresa Bischof und Max-Josef Schönborn habe ich mich zu Beginn darauf verständigt, Pink komplett zu vermeiden. Die Farbe schien uns zu stereotyp – nicht nur wegen Ilka Bessins Kunstfigur Cindy aus Marzahn. Für mich war wichtig, Klasse mitzudenken und die Figuren individuell und würdevoll zu inszenieren. Dafür habe ich auch einige Zeit in Marzahn verbracht und recherchiert. Ich habe viele Individualität, Mottoshirts und auch sonst viel Schönheit gesehen.

Für „Marzahn mon amour“ hast du viel im Fundus geliehen. Was ist für dich das Besondere an einem Fundus?

Ich liebe die Arbeit im Fundus – die fachkundige Beratung, den Austausch mit Kolleg:innen und den Prozess des Suchens und Findens. Der Fundus ist ein magischer Ort für mich.

Neben deiner Leidenschaft fürs Kostüm schreibst du auch. Du arbeitest aktuell wieder am Drehbuch für die neue Staffel von „Doppelhaushälfte“ mit. Was fasziniert dich daran und denkst du die Kostüme beim Schreiben direkt mit?

Ich empfinde es als Privileg, als Drehbuchautorin viel früher in den Prozess einzusteigen. Das Schreiben ermöglicht eine direktere Kommunikation mit den Zuschauenden; was ich über das Kostümbild vermitteln kann, ist indirekter, offener. Als Kostümbildnerin bin ich kein Fan davon, wenn im Skript zu viele Kostümanweisungen stehen – darum lasse ich die gerne weg. Die Figuren von „Doppelhaushälfteu0022 begleiten mich auch wenn wir gerade nicht drehen. Wenn ich interessante Fashion-Inszenierungen auf der Straße sehe, mache ich mental pictures, die dann in meine Arbeit einfließen. So informiert Kostümbild, wie ich auf die Welt blicke.

Vielen Dank für das Interview! Bis bald!

Dankeschön!