Theaterkunst Talk
Juliane Maier und Christian Röhrs
Die Kostümbildner Juliane Maier und Christian Röhrs haben für den ZDF-Film „Rosenthal“ gemeinsam ein Kostümbild entwickelt, das in den 70er Jahren spielt und Rückblicke in die 40er Jahre gewährt. Das Duo hat u.a. für die Kinofilme „In den Gängen“, „Curveball“ und „Cranko“ erfolgreich zusammengearbeitet und stellt nun ein weiteres Mal sein gutes Gespür für Biopics unter Beweis.
Christian Röhrs kam über die Bildende Kunst zum Theater und von dort 2004 schließlich zum Film. Sein Debüt als zukünftiger Kostümbildner gab er mit dem Film „Katze im Sack“ (2005), der im selben Jahr den First-Step-Award gewann. Seitdem entwickelte er das Kostümbild für z.Bsp. „Islands“, „Das Lehrerzimmer“, „Es gilt das gesprochene Wort“ und „Ivo“.
Juliane Maier startete 2001 nach ihrem Design-Studium ins Filmgeschäft. Zu ihren Arbeiten gehören zum Beispiel „Zeit der Kannibalen“, „Oh Boy“, „Die Stillen Trabanten“ und die erfolgreiche Instagram-Serie „Ich bin Sophie Scholl“. Für das Kostümbild von „Wir sind jung. Wir sind stark“ gewann sie 2014 den Bild-Kunst Förderpreis.
Das ZDF widmet seinem unvergessenen Quizmaster Hans Rosenthal („Dalli Dalli“) zum 100. Geburtstag einen „Fernsehfilm der Woche“, der den Entertainer von einer bisher weitgehend unbekannten Seite zeigt: im Zwiespalt zwischen Showgeschäft und der Vergangenheit als jüdischer Mensch in Deutschland. In unserem Atelier wurden mehrere maßgeschneiderte Anzüge für Florian Lukas als Hans Rosenthal angefertigt.
Copyright Portrait: Juliane Maier, Christian Röhrs
Copyright „Rosenthal“: ZDF/if… Productions/Ella Knorz
Copyright „In den Gängen“: Sommerhaus Film
Theaterkunst
Juliane Maier und Christian Röhrs
Ihr habt gemeinsam das Kostümbild für den Film „Rosenthal“ entwickelt. Wie seid ihr an das Projekt herangegangen und welche Recherchen habt ihr unternommen, um Hans Rosenthal so darzustellen, wie ihn Millionen Fernsehzuschauer kennen?
Christian Röhrs: Wir haben mit unserem Regisseur Oliver Haffner Dokus und Bildmaterial von Hans Rosenthal und seinem Umfeld recherchiert und alte Dalli Dalli Sendungen geschaut.
Juliane Maier: Speziell die 75. Jubiläumssendung, die der Kern unseres Films ist, haben wir von der ersten bis zur letzten Sekunde studiert. Parallel lasen wir die Autobiographie von Hans Rosenthal „Zwei Leben in Deutschland“, die uns tief berührte.
Wie zeigt sich Rosenthals Zwiespalt zwischen Showgeschäft und seiner Biografie als Holocaust-Überlebender im Kostümbild?
Christian Röhrs: Als öffentliche Person zeigte er sich stets adrett gekleidet. In den Rückblicken erzählen wir von seinem Schicksal als jüdischer Waisenjunge während des Holocausts.
Juliane Maier: In seiner Funktion als Moderator verstand er sich als Entertainer, der den Menschen fröhliche Unterhaltung und keine politischen Auseinandersetzungen bieten wollte.
Wie seid ihr zum Kostümbild gekommen und was begeistert euch heute – nach einigen Berufsjahren – noch immer daran?
Juliane Maier: Als Kind bastelte und nähte ich aus Stoffresten die Kleider meiner Puppen. Als Teenager saß ich im Kino, sah ,Night on earth‘ und wollte Kostümbildnerin werden. Was mich an dem Beruf begeistert, sind die immer neuen Inhalte, die enge Zusammenarbeit mit Regie, Cast, Szenen- und Maskenbild, sowie die elementare Verbindung von Kreativität, Psychologie und Organisation.
Christian Röhrs: Ich habe meinen Weg zum Kostümbild über die bildende Kunst gefunden und mit der Zeit haben sich die Schwerpunkte verschoben….
Was schätzt ihr besonders an einem Kostümfundus?
Christian Röhrs: Ich finde einen Kostümfundus inspirierend. Die unterschiedlichen, toll kuratierten Kostüme, dazu die fachliche Beratung.
Juliane Maier: Während einer Kostümprobe kommen immer wieder neue Ideen auf, die man in einem Fundus ad hoc ausprobieren und ergänzen kann. Dazu schätze ich die Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen, denen man sonst nicht über den Weg laufen würde – auch wenn man fast nie Zeit zum Plaudern hat…
Dürft ihr uns schon verraten, was bei euch 2025 beruflich ansteht?
Juliane Maier: Vielleicht was mit Rap.
Christian Röhrs: Das ist gerade noch in der Pipeline.
Vielen Dank für das Interview! Bis bald!
Christian Röhrs: Bis bald in der Theaterkunst!
Juliane Maier: Vielen Dank, liebe Grüße!