Theaterkunst Talk

Lara Marie Kainz

Kostümbildnerin Lara Marie Kainz schloss ihr Kostümbildstudium 2020 in Hannover ab. Bereits vorher sammelte sie Erfahrungen beim Film und am Theater, wie zum Beispiel am Berliner Ensemble unter Regie von Leander Haußmann oder auch am Residenztheater mit Frank Castorf. Nach zwei Jahren als Kostümbildassistentin an der Staatsoper Hannover wechselte sie anschließend zum Schauspiel Hannover.

Nach ihrer ersten Serie „Brüt“, die erfolgreich in der ARD ausgestrahlt wurde, startete nun ihr erster Kinofilm „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“ im dokumentarischen Stil am 7. November in den Kinos.

Portrait: Kerstin Schomburg Collagen: Lara Marie Kainz Pressefoto BRÜT: ARD, Agnesh Pakozdi

Theaterkunst

Lara Marie Kainz

Was ist das Besondere an „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“ und was waren deine ersten Gedanken, als du von diesem Projekt gehört hast?

Zunächst einmal war ich überglücklich, als Sebastian Schneider mich angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass er mich für das Projekt vorgeschlagen hat. Wir hatten uns bereits bei unserem vorherigen Projekt „BRÜT“ kennengelernt und festgestellt, dass wir gut zusammenarbeiten können. Das Drehbuch hatte mich sofort überzeugt und ich wusste, in diesem Film muss Kostüm eine große Rolle spielen! Außerdem war es spannend, dass unser Team so klein war und wir viel an Orginalschauplätze reisen konnten. Da hieß aber auch viel Verantwortung: Ich war immer mit zwei großen Koffern unterwegs – einen für die Kostüme und einen für das Equipment. Ich hatte oft schreckliche Angst, etwas zu vergessen!

Wir erinnern uns gut daran, wie du bei uns mit Sebastian Schneider (spielt Thomas Mann) für Fotos auf den Hof gegangen bist. Deine Kostümauswahl hat eine ganz besondere Note, die den szenischen Teil des Films in schillernde Farben taucht. Kannst du uns mehr zu deiner Kostümauswahl erzählen?

Für mich war die Figur des Hochstaplers natürlich sehr interessant. Eine Figur, die in sich verliebt machen will und die durch ihr Äußeres andere in ihren Bann zieht. Ich wollte einen befreiten Mann darstellen, der Selbstbewusst und gleichzeitig zart ist. Ich habe mit vielen Details gearbeitet, Broschen, Krawatten, Mustern etc., um zu unterstreichen, dass die Figur sich sehr viele Gedanken über ihr Äußeres macht und viel Planung hinter seinem Auftreten steckt. Mein Kostümbild würde ich als exzentrisch-harmonisch beschreiben. Sebastian und ich waren uns bei der Kostümauswahl immer schnell einig, was funktionierte und was nicht.

Wer oder was inspiriert dich bei deinen Kostümen? Hast du ein Vorbild oder eine Lieblingsepoche?

Das ist eine gute Frage. Ich lasse mich von vielen Dingen inspirieren, sei es durch Theaterstücke und Filme, die ich gesehen habe, Mode oder Menschen, die ich auf der Straße begegne. In meinem Arbeitsprozess finde ich oft Inspiration im Fundus und begeistere mich für einzelne Kostümteile, die ich dann in Szene setzen will. Ich liebe es, Epochen zu vermischen und somit ein zeitloses Kostümbild zu erschaffen.

Was schätzt du besonders an einem Kostümfundus?

Funduskostüme sind nicht nur nachhaltig, die Kostümteile haben oft eine Geschichte und sind so einzigartig, dass sie nicht käuflich erworben werden können. Ich liebe es, mich im Fundus treiben zu lassen und aus verschiedenen Epochen schöpfen zu können. Der Theaterkunst-Fundus ist ein wahrer Schatz. Es ist erstaunlich, was man dort alles findet. Für den Thomas Mann Film habe ich deutlich mehr aus dem Fundus verwendet, als ich ursprünglich geplant hatte. Außerdem finde ich es als junge Kostümbildnerin auch sehr bereichernd, dass es Orte gibt, an denen ich als Freischaffende arbeiten kann und auch viel Unterstützung erfahre.

Gibt es große Unterschiede zwischen der Arbeit als Kostümbildnerin an der Oper, am Theater und beim Film?

Es gibt definitiv Unterschiede in den Anforderungen, die das Kostümbild in den verschiedenen Bereichen erfüllen muss. Wichtig in allen Bereichen ist, dass das Kostümbild authentisch ist, damit das Publikum in die Geschichte eintauchen kann, ohne zu zweifeln. Außerdem sollte das Kostümbild im besten Fall die Spieler*innen dabei unterstützen, sich in ihre Rolle einzufühlen. Ich bin froh, dass ich mit meinen letzten beiden Projekten zeigen konnte, dass man auch beim Film mutig sein darf. Ich hoffe, dass ich weiterhin in beiden Bereichen arbeiten kann, da beide ihre ganz eigenen Reize haben.

Vielen Dank für das Interview! Bis bald!

Vielen Dank für die Möglichkeit, über meine Arbeit sprechen zu können! Bis bald!