Theaterkunst Talk

Natascha Curtius-Berger

Sie hat 2014 für „Das finstere Tal“ den „Deutschen Filmpreis“, den „Österreichischen Filmpreis“ und den „Europäischen Filmpreis“ für das Beste Kostümbild gewonnen. Für ihr aktuelles Projekt „Luden“ mit Aaron Hilmer, Jeanette Hain und Lena Urzendowsky ist sie regelmäßig bei uns im Haus. Und geheiratet hat sie kürzlich auch. Das sind viele Gründe, Frau Curtius-Berger (Curtius-Noss) zum Interview einzuladen.

© Prime Video Susanne Schrahmke / Theaterkunst / Curtius-Berger

Theaterkunst

Natascha Curtius-Berger

Liebe Frau Curtius-Noss oder ganz neu: Liebe Frau Curtius-Berger. Alles Liebe zur Hochzeit! Was für eine schöne Nachricht.

Dankeschön! Es wird wohl eine Weile dauern bis sich alle an den neuen Namen gewöhnt haben. 🙂

Sie sind aktuell für die 6-teilige Serie „Luden“ bei uns im Haus. Das Amazon-Projekt befasst sich mit dem Aufstieg und Fall eines Hamburger Zuhälterkartells in den 80er Jahren. Die 80er Jahre! Ist dafür jede*r Kostümbildner*in dankbar? Und wie sind Sie mit Ihrem Team an das Thema herangegangen?

Oh ja, die 80er und dann auch noch auf der Reeperbahn! Das ist tatsächlich eine aufregende Aufgabe. Es geht bei „Luden“ ja um reale Charaktere, auch wenn die meisten nicht mehr leben. Deshalb war nach den ersten Recherchen schnell klar, wie es aussehen soll. Allerdings haben wir mit den Regisseuren entschieden, zeitlich mehr in die Mitte des Jahrzehnts zu gehen, um optisch die Mode zu haben, die man hauptsächlich mit den 80ern in Verbindung bringt. Die Geschichte startet eigentlich Anfang der 80er.

Für den Film „Das finstere Tal“ haben Sie 2014 drei Preise für das „Beste Kostümbild“ gewonnen. Was war das Besondere an den Kostümen des Films, das die Jurys überzeugt hat?

Da „Das finstere Tal“ ein Western war, konnte ich ein wenig freier gestalten, als wenn es sich um ein reales Bergbauerndrama gehandelt hätte. Vieles habe ich einfach dem optischen Konzept untergeordnet. Zum Beispiel die Uniform von Clemens Schick: Da stimmt nur der Schnitt aber nicht die Farbe. Man hat damals in dieser Gegend z.B. auch nicht in weiß geheiratet, sondern in schwarz. Das Mischen von speziellen Stoffen (alte britische Militärdecken wurden z.B. zu Jacken) und historischen Originalen hat wohl einen modernen Look kreiert, der sehr gut angekommen ist. Zu meinem Glück!

Das Thema „Green Filming“ ist relevanter denn je. Ab 1. Januar 2022 verpflichten sich viele Vertreter*innen des deutschen Film-, TV- und VoD-Marktes, Inhalte unter dem Label „green motion“ umwelt- und ressourcenschonende zu produzieren. Welche Rolle spielt dabei ein Kostümfundus wie zum Beispiel die Theaterkunst?

Wiederverwerten und mehrfach benutzen, wenn möglich. Und leihen statt kaufen, wird sicher immer wichtiger. Deshalb wird auch der Fundus eine immer größere Relevanz bekommen.

Immer wieder berichten uns Kostümbildner*innen, dass sie für ihren Bereich um Budgets und Bedeutung kämpfen müssen. Was wünschen Sie sich für das Gewerk Kostüm für die Zukunft?

Grundsätzlich sollte ein nach Drehbuch kalkulierter Etat ernsthaft diskutiert und dann entsprechend auch ernst genommen werden. Alle kreativen Gewerke sollten wahr und ernst genommen werden. Am Ende sind wir doch das Salz in der Suppe… (lacht )