Theaterkunst Talk

Gitti Fuchs

Seit dem 13. April läuft die Romanverfilmung „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ nach einer Vorlage von Daniela Krien in den Kinos. Für das Kostümbild ist Gitti Fuchs mit ihrem Team verantwortlich. Die studierte Modedesignerin arbeitet seit Ende der 90er-Jahre zuerst am Theater und seit 1997 ausschließlich für nationale und internationale Filmproduktionen. Ihr aktuelles Projekt lief im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale und auch „Alle Anderen“ (Gewinner des Silbernen Bären bei der Berlinale 2009) trug ihre Handschrift als Kostümbildnerin.

Plakat und Szenenbild: Pandora Film / Row Pictures

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Gitti Fuchs

Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie die Anfrage für das Projekt erhalten haben?

Das Drehbuch hat mich sofort sehr angesprochen. Obwohl das Thema zur aktuellen Me-Too-Debatte sehr sensibel zu betrachten ist. Ich mag es aber, wie die Regisseurin Emily Atef die Beziehung von einer jungen Frau zu einem älteren Mann erzählt. Vor allem die Rolle der Maria hat mich sehr beschäftigt.

Hatten Sie beim Lesen des Drehbuchs und des Romans die Figuren und die Kostüme direkt vor Augen? Wie sind Sie an die Gestaltung der Figuren, allen voran der Protagonisten Maria (Marlene Burow) und Henner (Felix Kramer), herangegangen?

Das Drehbuch hat die Kleidung in gewisser Form schon vorgegeben, da die Geschichte in einer bestimmten Zeit und Gegend spielt. Deshalb hat für mich das Casting eine große Rolle gespielt. Die Figur des Henner zum Beispiel habe ich erst durch das Lesen des Romans verstanden, in dem der Charakter ausführlicher erklärt wird als im Drehbuch. Maria hatte ich sofort vor Augen. Für mich ist es wichtig, sehr genau zu recherchieren, bevor ich Rollen anlege. Egal, ob historisch oder modern.

Wie treffen Sie die Entscheidung, ob Sie die Kostüme in einem Fundus zusammenstellen oder neu kaufen? Spielt hier das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle?

Nachhaltigkeit ist für mich ein sehr großes Thema. Ich versuche immer, wenig zu kaufen. Das hat auch den Vorteil, dass gebrauchte Kleidung schon eine natürliche Patina hat und schon getragen aussieht. Das ist für das Kostüm wichtig. Diese Optik mit neuer Kleidung hinzubekommen, ist schwer und verschwendet Ressourcen.

Sie sind schon lange in Ihrem Beruf tätig und haben zum Beispiel mit „Toni Erdmann“ und „Alle Anderen“ zwei großartige Filme ausgestattet. Was möchten Sie dem Nachwuchs Ihres Gewerks mit auf den Weg geben? Was hätten Sie gern von Anfang an gewusst?

Für mich war es wichtig, in den Beruf, den ich sehr liebe, hineinzuwachsen – alles mitzubekommen am Set als Garderobiere und Assistentin. Um dann gut vorbereitet und souverän selbst Kostümbild zu machen. Das hat mir geholfen. Alle, die sich für den Beruf interessieren, sollten wissen, dass es nicht nur um Kreativität geht, es geht auch um Menschenkenntnis, um Einfühlungsvermögen in Schauspieler:innen und es ist auch ein Knochenjob mit langen Arbeitstagen.

Statten Sie lieber zeitgenössisch oder historisch aus? Und in welcher Epoche wäre Ihr Traumprojekt angesiedelt?

Bisher habe ich meistens zeitgenössisches Kostümbild gemacht. Grundsätzlich kommt es mir auf das Drehbuch an und nicht auf die Epoche. Ich würde aber wahnsinnig gern mal einen Film machen, der in der zweiten Hälfte des  18. Jahrhunderts spielt.

Vielen Dank für das Interview und bis bald in der Theaterkunst!

Vielen Dank auch Ihnen.