Theaterkunst Talk

Monika Gebauer

Im aktuellen Kinofilm „Kannawoniwasein“ (Kinostart: 17.8.2023) verantwortet Monika Gebauer mit ihrem Team das Kostümbild. Neben den beiden Kindern, die die Hauptrollen spielen, kommen tolle und zum Teil überraschende Kostüme der Erwachsenen zum Einsatz. Auch für „Real Life Guys – Do Something“ (AT), die TV-Reihe „Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi“ und verschiedene Tatort-Folgen greift die Kostümbildnerin immer wieder auf unseren Fundus zurück. Wir haben ihr einige Fragen zu ihrer Arbeit und zum Thema Nachhaltigkeit gestellt.

Plakat und Szenenbild: ©Lieblingsfilm, Sad Origami – Foto: Jens Hauspurg / Setfoto: Monika Gebauer

Theaterkunst

Monika Gebauer

Gerade ist der Film „Kannawoniwasein“ erschienen. Wie war deine erste Reaktion auf dieses Projekt, nachdem du sonst vor allem viele Tatort-Folgen und weitere erfolgreiche Krimis ausgestattet hast.

Am Anfang meiner Karriere habe ich bei sehr vielen Kinderserien gearbeitet, also war es nicht wirklich fremd. Und ich liebe es, etwas Abwechslung zu haben und bei den Figuren konnten wir uns fast so unbefangen wie bei einem Theaterstück austoben.

Ich habe das Drehbuch gelesen und war sofort verliebt in die Figuren. Ich hatte etwas Bedenken, dass wir auf übertriebene Farbigkeit und Muster setzen, wie es in vielen Kinderfilmen üblich ist, aber Stefan Westerwelle, der Regisseur, hatte ähnliche Ideen wie ich.

Gab es Besonderheiten bei den Kinderkostümen? Wie bist du vorgegangen, um das sympathische Ausreißerduo Finn und Jola für ihr Abenteuer perfekt einzukleiden?

Wir haben versucht, zwei sehr realistische Figuren zu gestalten und ein ungleiches Freundespaar zu erzählen. Finn sollte jemand sein, mit dem sich viele Kinder identifizieren können und Jola sollte eine sehr eigene Person sein, jemand der sich nur an seine eigenen Regeln hält. Sie hat mich sehr an meine Jugend erinnert. Stefan wollte ursprünglich auch, dass ihre Haare so blau sind wie meine. Das war ein nettes Kompliment.

Es scheint, als hätten sich dein Team und du besonders bei den Erwachsenenfiguren austoben können… Kannst du uns mehr zum Friedrich-König-von-Preußen-Imitatoren oder zur Imbisswurstverkäuferin Anna Mateur sagen?

Oh ja, das war toll. Jede Figur durfte eine ganz besondere Geschichte im Kostüm erzählen! Anna Mateur als Frau Schaumlöffel ist an eine American Diner Bedienung angelehnt. Ich hatte immer die Vorstellung einer einsamen Straße in einer Wüste: Tumbleweed weht vorbei und dann steht da plötzlich ein Imbiss und darin Frau Schaumlöffel. Der König von Preussen Imitator ist ein Wegbegleiter der Beiden und hilft ihnen in einer Notsituation. Er ist angelehnt an Bilder der realen historischen Figur. Auch bei der Rockerbande, Hackmack und Opa Heinz konnten wir uns richtig austoben.

Neben deiner Arbeit als Kostümbildnerin bist du auch zertifizierte Green Consultant für Film & TV. Warum hast du dich dafür entschieden?

Als 2020 der erste Coronabreak war, habe ich mich viel mit Sustainability beschäftigt. Zuerst habe ich privat, dann in meiner Art zu arbeiten, Vieles verändert. Wir haben von vegetarisch auf vegan umgestellt und haben versucht, so nah an Zero Waste zu kommen wie möglich. Nach einer Folge von „Keen to be Green“ hatte ich dann den Wunsch, auch aktiv an einer Veränderung in der Branche mitzuarbeiten und wollte mir das nötige Wissen dafür aneignen.

Die Ausbildung zu machen, war die richtige Entscheidung und auch wenn ich zu wenig als Green Consultant arbeite, freue ich mich immer wieder über Diskussionen um Green Shooting am Set. Man muss dem Team eine andere Sicht auf das doch sehr verhärtete Thema geben. Den Ein oder Anderen habe ich auch etwas zugänglicher für das Thema gemacht oder sogar so weit gebracht, Dinge zu ändern.

Wie steht es aus deiner Perspektive um das Thema „grünes Kostümbild“?

Ich finde, wir sind da schon weit gekommen. Ich kenne eigentlich keine Kollegin, die nicht versucht, so viel wie möglich aus Fundus oder Second Hand zu bekommen und viele sehen auch genauer hin, wo sie kaufen und ob die Sachen ein Siegel haben.

Auch die Arbeitsmittel werden bewusster ausgesucht (zum Beispiel Ökowaschmittel) und da viele mit eigenem Equipment arbeiten und Reste der einen Produktion in die Nächste nehmen, ist auch da schon viel erreicht. Inzwischen werden auch die übriggebliebenen Arbeitssachen und Kostüme nicht weggeworfen, sondern geteilt oder weitergereicht.

Und bei den Transporten sehe ich auch ein Umdenken. Es gibt viele Kolleginnen, die mit dem Lastenrad unterwegs sind oder von den Produktionen Hybrid oder E-Autos fordern.

Nur was den Plastikmüll und die Versandflut angeht, müssen wir noch etwas an uns arbeiten…

Welche Vorteile hat ein Fundus wie die Theaterkunst für dich?

Ich liebe es, bei euch zu stöbern, weil ihr so besondere Stücke habt und man so durch die Jahrzehnte wandern kann. Als ich für „Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen“ gesucht habe, konnte ich in den 60ern schwelgen und wir haben so viel schöne Kostüme entdeckt. Selbst meine Befürchtung, dass wir keine authentische Bademode finden – bei euch hing der perfekte Badeanzug. Man hat auch immer Jemanden, der einem zur Seite steht und mitdenkt, was und wo man genau das richtige Teil für die Idee findet. Und ihr helft uns mit eurer tollen Auswahl, ein nachhaltiges Kostümbild zu erstellen.

Vielen Dank für das Interview und bis bald in der Theaterkunst!

Bis bald!